Interview mit Professorin Dr. El Omari

10.03.2025

Interview mit Professorin Dr. Dina El Omari über ihr Werk „Feministische und geschlechtersensible Koranexegese“

Interview mit Professorin Dr. El Omari über ihr Werk Feministische und geschlechtersensible Koranexegese

In einer immer globaler werdenden Welt, in der sich Kulturen zwangsläufig begegnen und Verständigung zwischen ihnen gesucht und versucht wird, beschäftigt sich das Buch „Feministische und geschlechtersensible Koranexegese“ mit dem Islam, insbesondere mit der Koranexegese. Dabei wählt Professorin Dr. Dina El Omari mit wissenschaftlichem und methodischem Blick den Bereich der feministischen und geschlechtersensiblen Theologie. Einen Einblick in ihr Werk gibt das folgende Interview mit der Autorin:

Die vielfältigen Ausprägungen des Islam in verschiedenen Ländern sind aktuell zentrale Themen in der öffentlichen Diskussion. Was hat Sie dazu veranlasst über geschlechtersensible und feministische islamische Theologie zu schreiben?

„Die feministische und geschlechtersensible Theologie, im Speziellen im Bereich der Koranexegese, ist in den letzten Jahrzehnten zu einer immer stärker werdenden Disziplin herangewachsen. Dabei werden Methoden, Zugänge und Hermeneutiken aus der zeitgenössischen, aber auch aus der klassischen Koranexegese adaptiert und auf Frauen- und Geschlechterfragen übertragen. Trotz dieser Vielfalt werden diese Bemühungen wegen einer fehlenden bzw. unzureichenden Bündelung oftmals nur marginal zur Kenntnis genommen, dabei konnte eine solche Bündelung in Form einer Kategorisierung der feministischen und geschlechtersensiblen Koranexegese gerade zu ihrer Sichtbarwerdung deutlich beitragen und ihre Wirkmacht verstärken. Diese Notwendigkeit sehe ich in doppelter Weise: zum einen um patriarchalen theologischen Strukturen in islamischen Kontexten entgegen zu wirken und alternative Lesarten zu bieten, zum anderen aber auch um der immer wieder in öffentlichen Diskursen vorkommenden Negierung einer Vereinbarkeit von Islam und Feminismus zu begegnen.“

Ergänzend zur ersten Frage: Warum haben Sie Ägypten und Marokko als Beispiele für Ihre Untersuchung ausgewählt?

„Die Beispiele Ägypten und Marokko bilden den ersten Schwerpunkt des Buches, um grundsätzlich einen Abriss islamisch-emanzipatorischer Diskurse und damit zusammenhängend eine Verortung des Islamischen Feminismus zu bieten. Im zweiten Teil, der den Hauptfokus darstellt, geht es dann darum den Islamischen Feminismus am Beispiel der feministischen und geschlechtersensiblen Koranexegese darzustellen und zwar mit Blick auf die Perspektiven, die insbesondere für den deutschsprachigen Raum relevant sind. Hier findet ein Zusammenfluss aus Akteur*innen aus dem angloamerikanischen, europäischen und nordafrikanischen Raum, speziell Ägypten und Marokko, statt und es lassen sich unterschiedliche Rezeptionslinien zwischen diesen, zum Teil auch bis in die klassische Koranexegese, nachzeichnen.“

Der Untertitel Ihres Buches lautet „Versuch einer Kategorisierung“. Können Sie näher erläutern, was Sie damit ausdrücken wollen?

„Bisher gibt es mit Blick auf die feministische und geschlechtersensible Koranexegese nur wenige Kategorisierungsversuche, die zudem entweder eine grobgliederige Einteilung anhand größerer hermeneutischer Kategorien oder eine feingliedrige Einteilung bezüglich unterschiedlicher Methoden vornehmen. Eine Darstellung in der Breite unter Einbezug verschiedener für den deutschsprachigen Diskurs relevanter Stimmen sowie mit Blick auf mögliche Rezeptionslinien unter den Akteur*innen fehlt. Dieses Desiderat will das Buch füllen, indem sowohl eine grobe Gliederung anhand verschiedener Hermeneutiken als auch eine feine Gliederung bezüglich der jeweiligen Methoden vorgenommen werden, um so zu einem noch differenzierteren Bild der feministischen und geschlechtersensiblen Koranauslegung zu gelangen.“

Frau Professorin Dr. El Omaris Buch – das auch Teil der Reihe Islam & Gender ist – verortet nicht nur den islamischen Feminismus beispielhaft in den islamisch-emanzipatorischen Bewegungen in Ägypten und Marokko, sondern unternimmt auch den Versuch einer Kategorisierung entlang unterschiedlicher Hermeneutiken.

Die feministische und geschlechtersensible Theologie, im Speziellen im Bereich der Koranexegese, ist in den letzten Jahrzehnten zu einer immer stärker werdenden Disziplin herangewachsen. Dabei werden Methoden, Zugänge und Hermeneutiken aus der zeitgenössischen, aber auch aus der klassischen Koranexegese adaptiert und auf Frauen- und Geschlechterfragen übertragen.

Professorin Dr. El Omari , Professur für Interkulturelle Religionspädagogik (Universität Münster)