Gespräch mit Professor Dr. Hatem Elliesie

17.12.2024

Interview mit Professor Dr. Hatem Elliesie zur neuen Reihe „Recht, Gesellschaft und Islam“

Gespräch mit Professor Dr. Hatem Elliesie

Fragen und Antworten: Prof. Dr. Elliesie erzählt zum Auftaktband und zur neuen Ergon Reihe „Recht, Gesellschaft und Islam“

Der heutigen Welt sind multi- und Interkulturalität wie Interdisziplinarität nicht mehr wegzudenken. Die Reihe „Recht, Gesellschaft und Islam“ ist bewusst multi- und interdisziplinär ausgelegt, um die normative und regulative Vielfältigkeit tatsächlich oder vermeintlich muslimisch geprägter Lebenswelten einem breiteren Fachpublikum zugänglich zu machen. Die Ergon Reihe wird mit einer Festschrift zu Ehren und zum Œuvre von Prof. Dr. Omaia Elwan eröffnet. Unser Verlag hat einen der Herausgeber des Sammelbandes, Prof. Dr. Hatem Elliesie, zum Band befragt:

Herr Professor Dr. Elliesie, das von Ihnen herausgegebene Werk wurde zu Ehren von Professor Dr. Omaia Elwan verfasst, was hat Sie dazu bewegt?

„Herr Professor Dr. Omaia Elwan ist seit nunmehr 60 Jahren ununterbrochen am Heidelberger Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht als Leiter der Abteilung Recht der Entwicklungsländer tätig. Auch betreute er zudem ab 1974 am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht zahlreiche Länderreferate. Er vermochte es wie kein anderer außereuropäische Rechtskonzepte der deutschsprachigen Jurisprudenz und Rechtspraxis näherzubringen. Durch die Verzahnung von Forschung und Lehre hat er zahlreichende Studierende und Fachkolleg:innen geprägt, die nun im vorliegenden Ehrenband auf das beeindruckenden Œuvre resonieren und damit seiner unvergleichlichen Pionierleistung, dankend und wertschätzend zugleich, Ausdruck verleihen möchten.“

Die Festschrift dient als Auftaktband zu Ihrer Reihe „Recht, Gesellschaft und Islam“, was macht sie dafür besonders geeignet?

„Die Festschrift spiegelt, wie gesagt, das beeindruckende Œuvre des Jubilars wider und zeichnet sich durch ihre außerordentliche interdisziplinäre Breite und fachliche Tiefe aus. Dieser Heidelberger Tradition verpflichtend, sollen Publikationen in der Reihe, Rechts- und Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden enger miteinander verflechten. In concreto sollen insbesondere soziale Entwicklungen in ihrer jeweils gegenständlichen Historizität beleuchtet und auf deren Grundlagen in den jeweiligen normativen Rahmenbedingungen analysiert werden. In welcher Gewichtung, Art- und Weise dies erfolgt, wird sich zeigen. Islamische Kontexte können dabei, wie es die Beiträge der Festschrift bereits exemplifizieren, unterschiedliche Rollen einnehmen.“

Mit Blick auf die Entwicklung der Reihe und das Feld der islamisch geprägten Rechtswissenschaften: Welche Rolle spielen für Sie Publikationen wie die Festschrift für ein besseres Verständnis historischer und aktueller Ordnungsvorstellungen?

„In der deutschen und zuweilen europäischen Islamwissenschaft nähert man sich dem islamischen Recht primär – die klassisch-islamische Jurisprudenz in den Blick nehmend – aus historischer Perspektive. So mittlerweile auch die Islamische Theologie. Trotz methodischer Kongruenz unterscheiden sich diese beiden Disziplinen in ihren (nicht-)glaubensbasierten Ausgangspunkten. Wie sich das Feld künftig zwischen ihnen absteckt, wird die Zukunft weisen. In dieser Frage bieten sich sozial- und rechtswissenschaftliche Ansätze jenseits der geisteswissenschaftlich-historisch etablierten Methoden besonders an, interdisziplinäre wie auch in die Gegenwart weisende Brücken zu bauen. Ansätze zur Monopolisierung des Forschungsgegenstandes hingegen, wie sie mitunter noch von einigen Vertreter:innen der Islamwissenschaften gepflegt werden, können sich in einem konstruktiven, kooperativen und zukunftsorientierten Zusammenspiel all der genannten akademischen Ansätze und Methoden so nicht mehr halten lassen. Dies gilt umso mehr, wenn das Feld des islamischen Rechts wissenschaftlich, gesellschaftspolitisch und über die gemeinhin als islamische Kernländer betrachteten Staaten hinaus urbar gemacht werden soll. Die vorliegende Festschrift zu Ehren des Lebenswerkes von Professor Dr. Omaia Elwan zeugt von eben diesem Anliegen.“

Die Festschrift spiegelt, wie gesagt, das beeindruckende Œuvre des Jubilars wider und zeichnet sich durch ihre außerordentliche interdisziplinäre Breite und fachliche Tiefe aus. Dieser Heidelberger Tradition verpflichtend, sollen Publikationen in der Reihe, Rechts- und Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden enger miteinander verflechten.

Prof. Dr. Hatem Elliesie